Invisalign Erfahrung: Gaslighting beim Kieferorthopäden?

INVISALIGN

Barbora

9/28/20259 min read

Erfahrungsbericht: Meine negative Erfahrung beim Kieferorthopäden – mit unerwarteten Problemen, Schmerzschienen und enttäuschender Betreuung, die zum Praxiswechsel führte.

Ich dachte, mein Ex wäre der letzte Mensch in meinem Leben gewesen, der mich gaslightet hat. Aber weit gefehlt. Turns out: Auch in einer Kieferorthopädie-Praxis kann man sich ganz schön für dumm verkauft fühlen.

Ich hatte gehofft, dass ich in medizinischen Behandlungen auf Fakten, Transparenz und ein bisschen Sorgfalt zählen kann – nicht auf leere Versprechungen, ausweichende Antworten und das Gefühl, alles ständig selbst hinterfragen zu müssen. Aber genau das ist mir in meiner Invisalign-Behandlung passiert – und zwar nicht einmal, sondern mehrfach.

Damit du (falls du selbst überlegst, eine Behandlung zu starten) nicht dieselben Fehler machst oder dieselben unschönen Überraschungen erlebst wie ich, teile ich hier meine Erfahrungen – Schritt für Schritt, Beispiel für Beispiel. Und glaub mir, da kommt einiges zusammen.

Leere Versprechen

Schon beim allerersten Termin kam mir etwas komisch vor. Ich habe gefragt, ob die Invisalign-Behandlung vielleicht auch ein Problem lösen könnte, das mich schon länger genervt hat – nämlich dass ich immer mal wieder auf die Innenseiten meiner Wangen beiße. Nicht dramatisch, aber halt nervig. Die Antwort des Arztes? „Ja, das wird komplett verschwinden. Das behebt die Behandlung auf jeden Fall.“

Aha. Interessant. Besonders deshalb, weil er das sagte, ohne überhaupt mal in meinen Mund zu schauen. Kein Blick, kein „zeigen Sie mal“, kein „wie schlimm ist es denn?“ – einfach eine pauschale, 100%ige Heilungsversprechung. Und da dachte ich schon: Okay, strange. Das war mein erstes kleines „Wait, what?“-Gefühl.

Keine Simulation ohne Nachfragen

(… und kein Blick in den Mund)

Der nächste Moment, der mich etwas stutzig gemacht hat, war der Termin zur Erstellung der Planungsunterlagen. Ich war in der Praxis, um Fotos und einen 3D-Scan machen zu lassen – soweit, so gut. Nur: Den Kieferorthopäden selbst habe ich dabei kein einziges Mal gesehen. Die Aufnahmen wurden ausschließlich von den Assistentinnen durchgeführt.

Es hätte mir allerdings ein deutlich besseres Gefühl gegeben, wenn der Kieferorthopäde zumindest einmal einen Blick in meinen Mund geworfen hätte, bevor die Planung startet. Nicht nur, um sich nicht ausschließlich auf die Fotos der Assistentinnen zu verlassen, sondern auch, um selbst die Funktionalität meines Kiefers zu prüfen...

Zwei Tage später kam per E-Mail der Behandlungsplan: eine Übersicht über die einzelnen Schritte, inklusive Preisangabe. In der Mail wurde ich gebeten, die Unterlagen möglichst zügig unterschrieben zurückzuschicken, damit der Prozess gestartet werden könne – also ganz offensichtlich mit dem Ziel, die Schienen schnellstmöglich zu bestellen.

Ich habe daraufhin nachgefragt, ob ich vorab noch die Invisalign-Simulation sehen könnte (die ClinCheck-Simulation, in der die geplanten Zahnbewegungen Schritt für Schritt gezeigt werden). Die Antwort: Ja, natürlich – rufen Sie uns einfach für einen kurzen Termin an, dann zeigen wir Ihnen das gerne.

Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass dieser Schritt unter den Tisch gefallen wäre, wenn ich nicht explizit nachgefragt hätte.

(Und das war noch die Praxis, bei der ich nicht geblieben bin. Nach einem halben Jahr habe ich die Praxis gewechselt. Warum? Dazu komme ich noch. In der zweiten Praxis wurde es leider auch nicht besser – dort habe ich fast zwei Monate auf die Simulation warten müssen und diese erst zwei Tage vor dem Einsetzen der Schienen per E-Mail bekommen... Änderungswünsche? Nachfragen? Fehlanzeige...)

Attachments? Hauptsache schnell fertig

Zurück zum Verlauf in der ersten Praxis: Als ich dann endlich in die Praxis kam, um meine Attachments anbringen zu lassen, war – wenig überraschend – wieder keine Spur vom Kieferorthopäden. Die Aufgabe übernahm, wie so oft, eine Assistentin. Sie arbeitete zügig, sehr routiniert, aber nicht unbedingt mit viel Liebe zum Detail. Nach etwa 15, vielleicht 20 Minuten war sie fertig – ich hatte ehrlich gesagt eher mit einer Stunde gerechnet, aber gut.

Direkt nach dem Anbringen fiel mir auf, dass rund um die Attachments jede Menge überschüssiges Material zu sehen war (das Komposit, aus dem die Attachments bestehen). Dieses Material bedeckte teilweise ganze Zahnflächen und war sogar in die Zahnzwischenräume gelaufen.

Ich habe sie darauf hingewiesen, aber sie meinte nur: „Ach, das ist nur der Kleber, das geht beim Zähneputzen von allein weg.“ Sie kratzte an zwei, drei Stellen ein bisschen herum, sagte dann aber nochmal, das sei ganz normal und würde sich mit der Zeit lösen.

Kurz darauf kam der Kieferorthopäde zur üblichen Abschlusskontrolle – vermutlich aus haftungsrechtlichen Gründen, denn viel mehr tut er bei diesen Terminen ja nicht. Ich sprach ihn ebenfalls auf das überschüssige Material an. Seine Antwort war im Grunde dieselbe: „Das passt alles so, das geht mit dem Putzen weg.“

Ich bin zwar kein Arzt, aber ehrlich gesagt erschließt sich mir bis heute nicht, wie sich Komposit einfach so wegputzen lassen soll – immerhin sollen die Attachments ja halten. Aber gut, ich hatte ja keine andere Wahl, als es erst mal zu glauben.

Komposit in den Zahnlücken

Zu Hause habe ich dann erst richtig gesehen, wie viel überschüssiges Material tatsächlich geblieben war und wo es überall hingelaufen ist. Teilweise befand sich das Komposit sogar in meinen Zahnlücken. Und zwar so massiv, dass Invisalign diese Lücken gar nicht schließen konnte, weil sie durch das Material regelrecht blockiert waren.

Meiner Meinung nach hätte der Kieferorthopäde das sofort erkennen und entfernen müssen. Stattdessen musste ich bis zum nächsten Termin warten. Dort habe ich ihn darauf hingewiesen und ihm – Zahn für Zahn – zeigen müssen, wo sich das überschüssige Material befand. Es war eigentlich eindeutig zu erkennen, was Zahn ist und was nicht, aber dennoch musste ich jede Stelle einzeln benennen, damit er etwas unternimmt.

An dieser Stelle füge ich auch ein Foto ein, damit man sich selbst ein Bild machen kann – wie meine Zähne vorher aussahen und wie sie nach dem Anbringen der Attachments aussahen. Aus meiner Sicht war das alles andere als saubere Arbeit.

vor invisalign attachments
vor invisalign attachments
mit invisalign attachments
mit invisalign attachments

Vorher & Nachher: Ohne und mit Invisalign Attachments

Ignorierte Kontaktpunkte und die schmerzhaften Abschlussschienen

Was für mich letztlich den Ausschlag gegeben hat, die Praxis zu wechseln, war der Umgang mit einem sehr konkreten Problem, das ich mehrfach angesprochen hatte – und das einfach konsequent ignoriert wurde.

Schon bei den letzten zwei Kontrollterminen hatte ich den Kieferorthopäden darauf hingewiesen, dass ich auf der linken Seite nur einen einzigen Kontaktpunkt habe. Das heißt: Beim Zubeißen treffen oben und unten jeweils nur ein Zahn aufeinander, während der Rest der Zähne in der Luft hängt. Die komplette Kaubelastung lag also auf nur zwei Zähnen – einer oben, einer unten. Das war nicht nur unangenehm, sondern inzwischen auch schmerzhaft, weil der betroffene Zahn empfindlich geworden war.

Trotzdem wurde das Problem heruntergespielt. Die Aussage lautete sinngemäß: „Das wird sich am Ende der Behandlung von selbst regulieren. Die Zähne gewöhnen sich an die neue Position, das passt sich schon an.“

Ich war irritiert. Meiner Vorstellung nach sollte eine Zahnbewegung doch genau so geplant sein, dass am Ende ein ausgewogenes Kauergebnis entsteht – und nicht zwei Zähne die ganze Kieferkraft abfangen. Aber ich dachte, vielleicht wird es ja im weiteren Verlauf besser.

Beim nächsten Termin war ich bei der letzten Schiene angekommen. Ich hatte fest mit einem Refinement gerechnet – also einer neuen Planung, um verbliebene Probleme zu korrigieren. Ich sprach ihn erneut darauf an, dass ich nach wie vor nur auf zwei Zähne beiße. Zusätzlich merkte ich an, dass meine oberen und unteren Schneidezähne frontal aneinander reiben – der Abstand ist zu gering, sie stoßen bei jedem Biss zusammen, was mittlerweile auch unangenehm ist.

Was dann passierte, hat mich ehrlich gesagt sprachlos gemacht: Kein Okklusionspapier, keine Vermessung, kein erneuter Scan – nicht einmal ein kurzer Blick zur Kontrolle. Stattdessen sagte er: „Wir geben Ihnen jetzt die Überkorrektionsschienen – das wird sich dann wahrscheinlich richten. Und falls nicht, machen wir danach ein Refinement.“

Zur Erklärung: Diese Überkorrektionsschienen – offiziell „Overcorrection Aligners“ – sind eigentlich der Abschluss einer Invisalign-Behandlung. Sie dienen dazu, letzte kleine Lücken zu schließen und die Zähne minimal weiter zusammenzuführen. Aber sie sind nicht dafür gedacht, funktionelle Probleme wie fehlende Kontaktpunkte oder Reibungen zu beheben.

Und vor allem: Sie sind bekannt dafür, sehr schmerzhaft zu sein.

Darauf wurde ich jedoch mit keinem Wort vorbereitet. Es folgten fünf Tage, in denen ich kaum schlafen konnte, weil die Schmerzen so intensiv waren. Ich habe es nur durch die erste Schiene geschafft. Die zweite habe ich begonnen, aber nach fünf Tagen entnervt abgebrochen – ich dachte wirklich, ich überstehe das nicht. Die dritte kam gar nicht mehr zum Einsatz.

Ich finde es absolut verantwortungslos, dass man mir diese Schienen einfach so mitgegeben hat, ohne jegliche Erklärung, ohne Vorwarnung, ohne Kontrolle – und vor allem, obwohl ich vorher ganz klar kommuniziert hatte, dass die Bisssituation nicht stimmt.

Vertrauensverlust

Diese Überkorrektionsschienen hatten aber nicht nur „einfach so“ wehgetan – sie haben das Problem sogar noch verschärft. Die Frühkontakte meiner Schneidezähne wurden durch die Schienen verstärkt, weil die Zähne noch enger aneinandergerückt wurden. Die Reibung wurde schlimmer, nicht besser. Ich lag nachts mit Schmerzen im Bett und habe mich ernsthaft gefragt, ob ich dem Arzt überhaupt noch vertrauen kann.

Beim darauffolgenden Termin habe ich ihn ganz offen darauf angesprochen: Dass die Überkorrektionsschienen kaum auszuhalten waren. Dass ich weiterhin nur auf einer Seite beiße – mit genau einem Kontaktpunkt. Dass meine vorderen Schneidezähne weiterhin bei jedem Biss frontal aneinander reiben – obwohl sie das nicht sollten.

Seine Antwort? „Das ist alles in Ordnung. Das passt so.“ Keine Überraschung: Wieder kein Okklusionspapier. Keine Messung. Keine echte Kontrolle meines Bisses. Nur ein kurzer Blick und das pauschale Urteil, dass „alles passt“. Für ihn war die Behandlung damit abgeschlossen.

Ich habe dann explizit darauf bestanden, dass er wenigstens einmal den Biss mit Okklusionspapier prüft. Tatsächlich hat er sich dann selbst auf die Suche nach dem Papier gemacht – in seiner eigenen Praxis. Und ja, er hat es schließlich gefunden. Die Suche dauerte allerdings eine ganze Weile, was für mich ehrlich gesagt nur noch mehr gezeigt hat, dass dieses Kontrollmittel dort offenbar kaum genutzt wird. Wenn man erstmal die halbe Praxis durchsuchen muss, um an ein Stück Okklusionspapier zu kommen, spricht das für sich.

Als er dann endlich prüfte, bestätigte sich genau das, was ich ihm die ganze Zeit gesagt hatte: Die vorderen Schneidezähne hatten deutliche Frühkontakte, und an der Seite bestand ein starker einseitiger Kontakt. Seine Reaktion? Das passe so und man könne die Frühkontakte einfach mit Einschleifen beseitigen.

Das Problem dabei: Diese Kontakte lagen nicht etwa oben auf den Zahnkanten, sondern viel weiter unten. Realistisch hätte man also ein ordentliches Stück von den Zähnen abtragen müssen und das war ein Eingriff, dem ich definitiv nicht zustimmen wollte.

Und was folgte? Für ihn war die Sache erledigt. Die Behandlung war seiner Meinung nach abgeschlossen. Alles Weitere – unnötig.

Der Versuch, es noch geradezubiegen – zu spät

In dem Moment saß ich wirklich da und dachte: Wenn ich ihm jetzt zum dritten Mal sage, dass ich nach wie vor nur an einer Stelle Kontakt habe, dass zwei einzelne Zähne die gesamte Kaulast tragen, während alle anderen in der Luft hängen und dass meine Schneidezähne vorne weiter gegeneinander reiben und dadurch Schaden nehmen… dann muss er doch endlich einsehen, dass ein Refinement nötig ist.

Aber nein. Nichts davon. Kein Einlenken. Kein Scan. Kein neuer Plan.

Stattdessen erklärte er die Behandlung offiziell für abgeschlossen. Und dann kam der nächste Punkt, der mich völlig sprachlos machte: Jetzt würden wir die Attachments entfernen und vorne den Retentionsdraht kleben, meinte er, und dann erst einmal einen Monat lang nur den Draht tragen – ganz ohne Retentionsschiene.

Sein Argument: Der Draht würde die vorderen Zähne stabilisieren, während sich die hinteren Zähne in diesem Monat „frei bewegen“ und ihre „ideale Position“ selbstständig finden würden. Und erst danach, also nach einem Monat, würde eine Retentionsschiene angefertigt werden.

Ich saß da und dachte: Wirklich jetzt? Nach monatelanger Zahnbewegung, bei der meine hinteren Zähne keinerlei vernünftige Kontakte entwickelt haben, sollen sie sich plötzlich von allein richtig einstellen – ohne jede Führung, ohne Kontrolle, ohne Sicherung? Offenbar ja. Das war der Plan.

Das Beste an dem Ganzen ist, dass die hinteren Zähne am Anfang der Behandlung Kontakte hatten und perfekt ineinander passten. Idealerweise hätte man sie gar nicht bewegen sollen...

Mein Schlussstrich

An diesem Punkt war mein Vertrauen endgültig erschöpft und meine Entscheidung gefallen: Ich wollte die Behandlung in dieser Praxis nicht fortsetzen. Ich sagte klar, dass ich keinen Retainer einsetzen lassen möchte und vorerst keine weiteren Schritte dort gehen will.

Und plötzlich – kaum hatte ich den Wunsch geäußert, die Praxis zu verlassen – änderte sich der Ton schlagartig. Auf einmal war ein Refinement doch möglich. Kein Problem. Man könne selbstverständlich „noch etwas anpassen“. Zwar würde er das Refinement nicht empfehlen, sagte der Arzt, denn: „Es kann ja kaum noch besser werden, höchstens schlechter.“ Aber wenn ich unbedingt wolle – klar, dann mache man das Refinement halt.

Er versuchte es noch als eine Art positives Angebot zu verkaufen: „Das sind doch super Aussichten – dann machen wir einfach weiter.“

Ich bin trotzdem bei meiner Entscheidung geblieben: Ich wollte diese Behandlung nicht mehr dort beenden und bin gewechselt. In der zweiten Praxis ging es noch "wilder" zu und meine Zähne wurden dauerhaft beschädigt, aber dazu später ein separater Artikel...

Was ich daraus gelernt habe

Rückblickend war die Entscheidung für Invisalign nicht das Problem – sondern die Entscheidung für die falsche Praxis. Ich habe viel zu lange auf Aussagen vertraut, die nicht nachvollziehbar waren. Ich habe Symptome gemeldet, die ignoriert wurden. Und ich habe gemerkt, dass man in der kieferorthopädischen Realität leider oft selbst zum Projektmanager der eigenen Behandlung werden muss.

Mein wichtigstes Learning: Wenn dir etwas komisch vorkommt – frag nach. Wenn du keine klaren Antworten bekommst – bleib hartnäckig. Und wenn du merkst, dass du in deiner Praxis nicht ernst genommen wirst – geh.

Denn am Ende ist das nicht „nur“ eine Zahnbegradigung. Es geht um deinen Biss, deinen Kiefer, deine Lebensqualität – und um deine Zähne, die du noch dein ganzes Leben behalten willst.

Weitere Erfahrungen